Eineck

Leipzig Besetzen hat das Eineck besetzt! Wir spiegeln hier ihre Veröffentlichungen.

Quelle: leipzigbesetzen.noblogs.org

Eröffnungstext:

Eineck: Neue Hausbesetzung im Leipziger Osten!

Die autonomen Besetzungstage in Leipzig gehen weiter!
Wir, Leipzig Besetzen, haben uns dem Aufruf der Autonomen Besetzungstage angeschlossen und heute, am 15. Oktober, ein Haus besetzt! Das Eckhaus in der Einertstraße 3 heißt jetzt Eineck. Wir laden alle Menschen ein, zur Besetzung zu kommen.

Luwi, Tiefe, Antischocke, Helium: Die Besetzungen der letzten Jahre im Leipziger Osten haben es gezeigt: die Stadt, Hauseigentümer*innen, und die Bullen haben keinerlei Interesse daran, uns unsere Freiräume zu lassen. Statt genutzt zu werden, sollen leerstehende Häuser lieber weiter verfallen und die, die was dagegen haben, werden mit Schlagstöcken und Pfefferspray vertrieben. Doch wir lassen uns davon nicht einschüchtern und Aufgeben war sowieso noch nie eine Option. Wenn ihr uns räumt, kommen wir wieder!

Denn wir haben keine Wahl. Die ganze Stadt wird weggentrifiziert, alternative Lebensentwürfe werden verdrängt und geräumt und statt ihre Gewinne als Möglichkeit zu sehen, unsere Mieten zu senken oder unsere Wohnungen zu pflegen, machen Hauseigentümer*innen und Immobilienkonzerne genau das Gegenteil: Die nächste Mieterhöhung kommt gewiss und die Heizung wird trotzdem nicht repariert.

Das Eineck wurde 1898 gebaut und scheint seit beinahe 15 Jahren als Adresse für eine Briefkastenfirma genutzt zu werden. Einen Kontakt zum*zur Eigentümer*in konnten wir auch nach ausführlicher Recherche bisher nicht herstellen. Wir konnten nicht länger mit ansehen, wie dieses Haus weiter verstaubt und haben deshalb beschlossen, dort einzuziehen. Wenn der*die Eigentümer*in sich weiterhin nicht dafür interessiert, was mit dem Haus passiert, können wir die Wohnungen in den oberen Geschossen für Menschen öffnen, die es sich sonst nicht leisten können, in einer Wohnung zu leben. Wir wollen damit insbesondere Raum für Menschen schaffen, die auf dem Wohnungsmarkt diskriminiert werden. Den unteren Teil wollen wir als soziales Zentrum für den Kiez öffnen, mit Plenums- und Veranstaltungsräumen, Infoladen, Bar und was sich sonst noch gewünscht wird. Hier könnten unter anderem Projekte Platz finden, die in den letzten Jahren von der Eisi verdrängt wurden, aber auch neue selbstverwaltete Projekte und soziale Initiativen entstehen.

Für uns steht fest: Wir wollen den Eisi-Kiez nicht dem Mietenwahnsinn überlassen und tatenlos zusehen, wie immer mehr Hipsterläden und Bullenwachen eröffnet werden, während gleichzeitig hunderte Wohnhäuser verfallen, Menschen ihre Miete kaum noch zahlen können und ein soziales Projekt nach dem anderen schließen muss. Wir fordern mehr Platz für Freiräume statt rassistischer Polizeipräsenz und Repression, bezahlbaren Wohnraum für alle und Kollektivität statt Vereinzelung!

Wir laden alle ein, zum Haus zu kommen, sich in den Versammlungen einzubringen und mitzumachen. Ganz besonders laden wir auch den*die Eigentümer*in und die Stadt Leipzig dazu ein, mit uns in Kontakt zu treten und über die weitere Nutzung des Hauses zu verhandeln.

Lasst uns die Stadt gemeinsam gestalten, statt zuzusehen wie Häuser leerstehen und verfallen!

Nutzungskonzept

Wie es bereits die Besetzungen der letzten Jahre im Leipziger Osten geplant haben, soll auch im Eineck ein soziales Zentrum entstehen. Hier kann sich die Nachbarschaft treffen und vernetzen und es können nicht kommerzielle Projekte Platz finden.

Das Haus soll von den Nutzer*innen selbst verwaltet werden. Wir möchten diesen Raum unkommerziell, hierarchiefrei und solidarisch gestalten.

Im Erdgeschoss können ein Café und Barräume entstehen. Wir stellen uns auch einen Infoladen mit Bibliothek vor, in dem Gruppen plenieren können, ein öffentlich nutzbarer Computer und Drucker stehen sollen und Treffen wie Mietsprechstunden und Rechtsberatungen stattfinden können. Außerdem soll es öffentliche WCs und Duschen geben.

Das erste Obergeschoss kann für Vereinsräume genutzt werden. Projekte, die in den letzten Jahren von der Eisi verdrängt wurden, sollen die Möglichkeit bekommen, die Räumlichkeiten zu nutzen. Andere Gruppen, die Räume nutzen könnten, sind zum Beispiel Jugendgruppen, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und andere Initiativen.

In den oberen Stockwerken soll bezahlbarer Wohnraum entstehen. Die Bewohner*innen müssen keine Miete für den Profit von Eigentümern zahlen. Wenn nötig, können die Betriebs- und Erhaltungskosten solidarisch je nach Möglichkeiten aufgeteilt werden.

Unsere Ideen zur Nutzung des Einecks sind nicht in Stein gemeißelt. Wir sind offen für Verhandlungen mit der Stadt und dem Eigentümer und freuen uns/hoffen auf eine konstruktive Zusammenarbeit vor dem Haus.

Pressemitteilung

Neustadt-Neuschönefeld, 15. Oktober 2025. Am Mittwoch kam es in der Einertstraße 3 zu einer weiteren Besetzung im Leipziger Osten, dem ‘Eineck’. In das seit weit über 15 Jahren leer stehende Objekt sollen Menschen einziehen, die durch Diskriminierung kaum Chancen auf dem Wohnungsmarkt haben, und Räume für aus dem Viertel verdrängte Vereine und Initiativen angeboten werden. Es besteht ausdrückliche Verhandlungsbereitschaft gegenüber den Eigentümer*innen und der Stadt. Die Aktion von “Leipzig Besetzen” (https://leipzigbesetzen.noblogs.org/) ist Teil der Autonomen Besetzungstage (https://abeta.noblogs.org/).

Die Eisenbahnstraße zählt zu den sich am rasantesten verteuernden Gegenden in ganz Leipzig. Obwohl der sog. “Eisi-Kiez” von der Stadt als Soziales Erhaltungssatzungsgebiet eingestuft ist, wurden in den letzten zehn Jahren beinahe alle Altbaubestände saniert und damit aufgewertet und verteuert. Das sozialökonomisch vielschichtige Viertel hat gleichzeitig mit der Eröffnung hipper Geschäfte, massiven Verdrängungen, Stigmatisierung und rassistischen Polizeikontrollen zu tun. “Das ist richtig krass”, erinnert sich die Leipzigerin Sascha. “Als ich noch zur Schule gegangen bin, hat man die Eisenbahnstraße als ‘gefährlichste Straße Deutschlands’ beschmipft und so getan, als ob hier keine normalen Leute wohnen würden, sondern sich alle nur gegenseitig erschießen. Dann kam auch die schikanierende Waffenverbotszone. Mittlerweile gibt es hier keine einzige braune Fassade mehr – alles schick und neu und teuer von irgendwelchen ominösen Investorfirmen gemacht! Der einzige, der hier regelmäßig die Menschen stört, ist die Polizei. Ich hab es satt, dabei zu zu gucken, wie sie im Rabet zufällig Jugendliche kontrollieren und an die Wand stellen als wären sie Schwerstverbrecher.”
Die angesprochene Waffenverbotszone war ein zwischen 2018 und 2020 von der Stadt gestartes Projekt, um anlasslose Kontrollen zu ermöglichen und polizeiliche Befugnisse auszubauen, allerdings ohne einen maßgeblichen Erfolg nachzuweisen [1]. Unter dem angeblichen Vorzeichen der Kriminalitäts-Bekämpfung trafen und treffen die Polizeimaßnahmen vor allem die vielen im Viertel wohnenden migrantischen bzw. migrantisierten, nicht weißen Personen sowie alternativ und prekär erscheinende Menschen. Die Leipziger Polizei und Stadt halten stur an ihrer Erzählung der kriminellen Eisenbahnstraße fest und errichten trotz lautem Widerstand aus der Bürgerschaft mitten auf der Hermann-Liebmann-Straßen-Kreuzung für 1 Mio. Euro eine neue Polizeiaußenstelle anstatt das Geld in die Förderung von Jugendarbeit, Austausch und tatsächlich bürgernahe Angebote zu investieren [2].

“Was wir hier im Viertel wirklich brauchen ist die Möglichkeit, uns frei zu entfalten und uns zu begegnen, wie wir das brauchen und wollen! Deshalb die Eröffnung des ‘Eineck’. Wir wollen in den oberen Stockwerken Wohnungen einrichten für Menschen, die aufgrund von Diskriminierung keine Chancen auf dem Wohnungsmarkt haben. Unten können zum Beispiel die verdrängten Initiativen und Vereine einziehen, die der Kiez verloren hat.”, sagt Kim, eine*r der Besetzer*innen. They spielt damit auf die allein in den letzten 7 Jahren von Verdrängung betroffenen Orte wie die E109, das Japanische Haus, die Fahrradselbsthilfewerkstatt radsfatz, das Trautmanns, das Erythrosin, das ConHanHop und sogar kommerzielle Orte wie das Goldhorn an. Dem gegenüber stehen Mietkämpfe, wie der der Bewohner*innen der E97, die trotz bis 2041 zugesagten Mietverträgen, Anfang 2025 Räumungsklagen erhielten, da die Mieten dem Eigentümer angeblich nicht finanziell “zumutbar” seien [3]. Kim erläutert: “Die Lage ist katastrophal. Das Ery zum Beispiel war über mehr als zehn Jahre einer der einzigen barrierefreieren Veranstaltungsräume hier. Eine rollstuhlbefahrbare Toilette suchst du hier jetzt oft vergeblich.”

Die Besetzung ‘Eineck’ knüpft an die Besetzungen ‘LuWi71’, ‘Tiefe3’, ‘Antischocke’ und ‘Helium’ an, die in den letzten fünf Jahren im Leipziger Osten ebenfalls Stadtteilzentren und bezahlbaren Wohnraum für alle gefordert hatten. Die Aktion findet im Rahmen der Aktionstage “Autonome Besetzungstage – Gemeinsam gegen Mietwucher, Verdrängung und Gentrifizierung” statt und reiht sich an die Besetzungen vom Wochenende an.

Für Presseanfragen etc. an ABeTa: abeta(at)riseup(punkt)net
Für Presseanfragen etc. an Leipzig Besetzen: leipzigbesetzen(at)riseup(punkt)net

Pressekontakt: +49 176 13acht 140 62

Weitere Infos sind auf dem Blog leipzigbesetzen.noblogs.org sowie auf Social Media zu finden (links: linksta.cc/@abeta )

Quellen:
[1] – https://copwatchleipzig.home.blog/zwischenbilanz/
[2] – https://www.l-iz.de/politik/brennpunkt/2025/07/polizeiposten-in-der-eisenbahnstrasse-ist-eroffnet-abschaffung-waffenverbotszone-629292
[3] – https://www.nd-aktuell.de/artikel/1190167.mietenkampf-verdraengung-ist-keine-option.html