Pressemitteilungen

PM und Statement: Räumung der ‚Henri‘ am 10.10.2025

Gestern Abend wurde die Besetzung ‚Henri‘ nach sechseinhalb Stunden durch die Polizei geräumt.

Nachdem die Besetzung, öffentlich geworden war, fanden sich etwa 80-100  solidarische Menschen vor den Türen der Lützner Str. 97-99 zusammen, um ihre Unterstützung zu zeigen und das zukünftige Projekt kennenzulernen.

Gegen 20 Uhr kamen die ersten Streifenwagen, die mit der Zeit auf eine Hundertschaft aus Sachsen und Sachen Anhalt anwuchsen. Neben den schon normal wirkenden Räumungsgerätschaften, kam auch eine größere Drohne zum Einsatz. Zugang zum Haus wurde sich vom Innenhof aus geschafft. Die Anwohner*innen waren nicht wirklich begeistert. Teilweise wurde ihnen der Zugang zum eigenen Hinterhof verwehrt und wurden körperlich durch den halben Hausflur geworfen.

Die Räumung erfolgte ohne vorherige Kontaktaufnahme zu den Besetzer*innen und damit  wurde auch keine Zeit für Verhandlungen eingeräumt, obwohl bereits mit der Veröffentlichung bekannt geworden war, dass die Besetzer*innen ausdrücklich zu Gesprächen bereit gewesen sind. Gegen 0:40 Uhr war die Räumung endgültig durch und die drei Personen von der Henri frei.

Die Räumung ist mehr als überzogen abgelaufen. Der Fimmel der sogenannten Leipziger Linie, die nach dem Vorbild der Berlinier Linie vorsieht, alles innerhalbvon 24 Stunden nach Bekanntwerden der Besetzung zu räumen, wurde auch bei der Henri gefahren. Schnell, gezielt und aggressiv.

Die Besetzer*innen sprechen allen Unterstützer*innen ihren Dank aus und freuen sich auf die nächsten Tage!

Die ABeTa gehen weiter!

Verfolgen könnt ihr die nächsten Tage auf:

https://linksta.cc/@abeta

https://abeta.noblogs.org/

PM: Besetzung in der Lützner Straße – Aktionswoche Autonome Besetzungstage: Gemeinsam gegen Gentrifizierung, Mietwucher und Verdrängung!

Am Abend des 10.10.2025 wurde in der Lützner Straße 99 in Leipzig ein Haus besetzt, um auf steigende Mieten, Verdrängung und die desolate Lage auf dem Leipziger Wohnungsmarkt aufmerksam zu machen. Die Besetzung eröffnet die „Automonem Besetzungstage – Gemeinsam gegen Gentrifizierung, Mietwucher und Verdrängung!“ Die Nachbarschaft ist eingeladen, vor Ort ins Gespräch zu kommen und sich selbst ein Bild zu machen.

Auf dem Leipziger Wohnungsmarkt spitzt sich die Lage jedes Jahr immer weiter zu. Die Stadt ist durch ihre attraktive Mischung aus Universitätsstandpunkt, Kultur, alternativer Szene und direkter Lage zu Natur und Seenlandschaft eine der zuzugsstärksten in ganz Deutschland. Entsprechend wird neuer Wohnraum und Sanierung alter Bestände dringend benötigt. Das Problem: steigende Mieten, Luxussanierungen und Neubauten zu horrenden qm-Preisen führen zur Verdrängung und aktiven Entmietung von alteingesessenen Mieter*innen, durch Corona geschwächte Kunst- und Kulturstätten und letztlich den alternativen Freiräumen, der die Stadt ihren Zuzugsboom überhaupt erst verschafft haben. 

„Die Stadtverwaltung begünstigt diese Vorgänge der Gentrifizierung nur noch, indem sie lieber hochmoderne Megaprojekte wie das Lene-Voigt-Karree, die ehemalige Karl-Krause-Fabrik oder die zum Glück vorerst gescheiterte Privatschule auf dem Jahrtausendfeld durchdrückt“, sagt Alex, eine*r der Besetzer*innen in der Lützner Straße. Alex fügt hinzu: „Man sollte dabei auch nicht vergessen, dass diejenigen, die als erstes von unbezahlbaren Mieten betroffen sind, meistens die sind, die sowieso den Kürzeren ziehen: Menschen mit Ost-Biographie, migrantische bzw. migrantisierte Personen, Leute ohne festen Wohnsitz und auch die, die sich eh schon jeden Tag bei schlecht bezahlten Jobs ihre Rücken krumm schuften.“ Es mache Alex fassungslos, zu beobachten, wie schnell sich die Stadt in den letzten 10 Jahren verändert habe. Leerstand, der zur Spekulation genutzt werde, gebe es trotz der drängenden Lage dennoch fast in jedem Viertel.

Das sei auch der Grund, wieso Aktivist*innen zur AktionswocheAutonome Besetzungstage – Gemeinsam gegen Gentrifizierung, Mietwucher und Verdrängung!“ aufgerufen und heute Abend das Gebäude in der Lützner Straße besetzt haben. Der Wunsch sei, durch die Aktion „Alternativen zur dramatischen Lage auf dem Wohnungsmarkt“ zu schaffen, wie es auf einem Flyer, der an die Nachbarschaft verteilt wurde, heißt. In der ‚Henri‘, wie die Besetzer*innen die Häuser getauft haben, „sollen Menschen ohne Angst vorm Vermieter leben können.“

Ein Nutzungskonzept, das auf dem Blog der Gruppe veröffentlicht wurde (https://abeta.noblogs.org/nutzungskonzept/ ), schlägt vor, im Erdgeschoss ein Nachbarschaftszentrum mit Café, Gemeinschaftsküche und Veranstaltungsräumen einzurichten. In den Räumen darüber sollen günstige Wohnungen entstehen. Außerdem seien Schutzräume für tian* (trans-, inter-, agender und nichtbinäre) Personen und für Betroffene von rechtsextremer Gewalt geplant. Mit letzteren wolle man Klaus R. gedenken, der im Mai Mai 1994 in seiner Wohnung in der Lützner Straße durch Neonazis ermordet wurde und für den eine Gedenktafel am Haus hängt.

Wichtig sei ihnen dabei, dass es bei der Aktion auch um die Menschen im Viertel gehe. „Wir machen das ja nicht aus Spaß, sondern für die Menschen, die hier leben.“, erzählt Anouk, eine*r der Besetzer*innen. „Alle Anwohner*innen sind herzlich willkommen, beim Haus vorbeizuschauen und mit uns ins Gespräch zu kommen und ihre Ideen mit uns allen zu teilen. Wir wollen als Gruppe nicht bestimmen, was hier passiert, sondern wünschen uns einen gemeinsamen Prozess. Zu diesem laden wir auch den*die bisher unauffindbare Hauseigentümer*in und die Stadt Leipzig ein.“

Für Presseanfragen etc.: abeta(at)riseup(punkt)net ; Pressekontakt: +49 176 13acht 140 62

Weitere Infos sind auf dem Blog abeta.noblogs.org sowie auf Social Media zu finden (links: linksta.cc/@abeta )